Lebensmittelverschwendung in Kindertageseinrichtungen
Aktiv Klimaschutz betreiben lässt sich bereits durch die Vermeidung von Lebensmittelresten, die weggeworfen werden. Jährlich fallen in Deutschland in der Außer-Haus-Verpflegung circa 1,9 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an, und ein Großteil davon ist vermeidbar. Schon einfache Maßnahmen helfen, Reste zu verringern – auch in Kindertageseinrichtungen.
Entlang der Wertschöpfungskette sind 2020 rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle entstanden. Etwa 17 Prozent davon fallen in der Gemeinschaftsverpflegung an, zu der auch Kindertageseinrichtungen zählen. Dabei haben sie als Multiplikatoren-Einrichtungen gleich doppeltes Potenzial für positive Veränderung: Zum einen führen bereits kleine Schritte oftmals zu hohen Einsparungen im Bereich der Lebensmittelabfälle. Zum anderen haben Kitas die Möglichkeit Mitarbeitende, die Elternschaft und Kinder über das Thema aufzuklären und für Lebensmittelwertschätzung zu sensibilisieren. Dazu eignen sich verschiedene Maßnahmen der Ernährungsbildung.
Reste sowohl in der Zwischen- als auch in der Mittagsverpflegung entstehen in Kitas aus vielerlei Gründen, die sich von Einrichtung zu Einrichtung auch unterscheiden können: Zum einen kann in von Eltern gepackten Brotdosen zu viel Essen mitgegeben werden, zum anderen werden in der Kita größere Speisemengen pro Kind produziert oder angeliefert, als benötigt werden. Fehlende Tischgäste, mangelnder Appetit, Wetterverhältnisse sowie Abneigungen gegenüber Speisen können zur Überproduktion oder Überbelieferung beitragen. Daher ist es sinnvoll, die Anzahl der zu verpflegenden Kinder tagesaktuell zu halten, was eine gute Kommunikation zwischen pädagogischen und hauswirtschaftlichen Fachkräften erfordert.
Zu Beginn eines Kitajahres oder bei der Einführung neuer Speisekomponenten ist mit einer Übergangszeit zur Eingewöhnung zu rechnen, in der mehr Reste anfallen können. Dennoch sollte nicht auf neue Lebensmittel verzichtet werden, sondern die Menge entsprechend angepasst werden. Bei Rezepten, die neu auf dem Speiseplan stehen sollen, können vorab „Probierhappen“ – also neben den eigentlichen Gerichten – angeboten werden, um die Akzeptanz zu erhöhen. Denn Kinder probieren mitunter bis zu zehn Mal ein unbekanntes Lebensmittel, ehe sie es annehmen. Hier gilt es auch, die Eltern zu sensibilisieren, um Brotdosenreste beim Auspacken nach dem Kita-Tag richtig einzuschätzen und entsprechend reagieren zu können. Für die Kitaküche eignet sich eine Dokumentation der eingesetzten Lebensmittelmengen im Jahresverlauf, und die Orientierungswerte zu Mengenangaben aus dem DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Kitas können als Basis genutzt werden.
Obwohl die Selbstständigkeit der Kinder gefördert werden soll, ist es zur Vermeidung von Resten sinnvoll, wenn eine pädagogische Fachkraft bei den Mahlzeiten unterstützt, insbesondere beim Nehmen einer (zweiten) Portion. Neben der Essensbegleitung selbst fördert das Mitessen der Betreuungsperson – auch wenn es nur ein kleiner Bissen ist – das Vertrauen der Kinder in die Speisen und somit deren Akzeptanz. Zudem ist es wichtig, eine Rückmeldung der Kinder zum Verpflegungsangebot einzuholen, beispielsweise über bildlich gestaltete Feedbackbögen, um über die Beliebtheit von Speisen Klarheit zu erlangen. So kann sich von unbeliebten Rezepten verabschiedet werden oder eine Abänderung vorgenommen werden.
Um herauszufinden, wo am einfachsten Speiseabfälle reduziert oder sogar vermieden werden können, ist das Wissen um ihre Ursachen hilfreich. Dazu sollten zum Beispiel Lebensmittelreste in der (Groß‑)Küche, von Tellern und Ausgabereste eine Weile gemessen und dokumentiert werden. Unterstützen kann dabei der kostenfrei nutzbare Küchenmonitor der Verbraucherzentrale NRW, mit dessen Auswertung schließlich Strategien und Maßnahmen zur Verringerung von Resten und Abfällen entwickelt werden können. Durch eingesparte Reste wird ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet, und es kann zu Kosteneinsparungen der Einrichtung kommen, die wiederum zur Steigerung der Verpflegungsqualität einsetzbar sind.
Um langfristig und dauerhaft Lebensmittelverschwendung in Kindertageseinrichtungen entgegen zu wirken, ist eine gute Planung auf allen Prozessstufen sowie eine gute Mitarbeit aller an der Verpflegung beteiligter Personen entscheidend.
Eine Verringerung der Lebensmittelverschwendung allgemein ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Niedersachsens Ernährungsstrategie widmet dem Thema ein ganzes Handlungsfeld und greift Maßnahmen zur Eindämmung und Vermeidung auf. Da ein wertschätzender Umgang mit Lebensmitteln von klein auf wichtig ist, unterstützt die Vernetzungsstelle Kitaverpflegung Niedersachsen dabei und bündelt gelungene Praxisbeispiele, gibt Tipps zur Ernährungsbildung, bietet Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen und vieles mehr.
Weitere Informationen zu Lebensmittelverschwendung und Klimaschutz in Kitas finden Sie in dem Interview „7 Fragen zum Projekt MehrWertKonsum der Verbraucherzentrale NRW“.