Besonderheiten U3

Übersicht

Während der ersten Lebensjahre verändert und bildet sich das Ernährungsverhalten stärker als in jeder anderen Lebensphase. Von der ausschließlichen Ernährung mit Muttermilch bzw. entsprechenden Säuglingsnahrungen über breiige und stückige Kost bis zur festen (Familien-)Kost vergehen nur wenige Monate.

Auf einen Blick

  • Eigenständiges Essen und Trinken erfordert Begleitung der Kindertagespflegeperson.
  • Unter Dreijährige üben das Kauen noch, das für Zahnstabilität und Sprachentwicklung wichtig ist.
  • Besondere Aufmerksamkeit ist bei harten, scharfkantigen und runden Lebensmitteln geboten, denn hier besteht Verschluckungsgefahr.
  • Speziell an Kinder gerichtete Lebensmittel sind überflüssig.
  • Muttermilch ist das ideale Lebensmittel für Säuglinge und kann unter Einhaltung bestimmter Hygieneaspekte auch in der Kindertagespflege angeboten werden.
  • Säuglingsanfangsnahrung sollte stets frisch und nach Herstellerangaben zubereitet werden. Reste sind zu entsorgen.
  • Beikost wird zwischen dem Beginn des 5. und des 7. Lebensmonats eingeführt und ersetzt nach und nach Milchmahlzeiten. Breimahlzeiten, selbst gekocht oder fertig gekauft, sollten mit wenigen Zutaten und ohne Gewürze, Salz und Zucker zubereitet sein.
  • Säuglingen können neben den Breien stückige Lebensmittel angeboten werden.

Im Gespräch mit Kindertagespflegepersonen

Die ersten Lebensmonate und -jahre prägen die Entwicklung und das Ernährungsverhalten von Kindern. Muttermilch stellt das optimale Nahrungsmittel für Säuglinge dar. Daher kann/ sollte bei Kindern im ersten Lebensjahr die Annahme und Gabe abgepumpter Muttermilch, unter Beachtung geeigneter Hygienemaßnahmen, ermöglicht werden.

Es gibt einige wenige Besonderheiten bei der Verpflegung von unter Dreijährigen: Kleine, runde, harte, scharfkantige und zähe Lebensmittel sind schwierig zu kauen. Werden sie angeboten, sollte das Essen gut begleitet und durch kleine Vorbereitungen (zum Beispiel Durchschneiden) erleichtert werden. In Ruhe und ohne Ablenkungen am Tisch essen zu können, ist hier für Kinder besonders wichtig.

Im Gespräch mit Erziehungsberechtigten

Die ersten Lebensmonate und -jahre prägen die Entwicklung und das Ernährungsverhalten von Kindern. Sofern (noch) gestillt wird, sollte es gefördert werden. Denn unter Einhaltung bestimmter Hygienemaßnahmen kann abgepumpte Muttermilch auch in der Kindertagespflege gefüttert werden. Runde, harte, scharfkantige und zähe Lebensmittel sind für Kinder unter drei Jahren schwierig zu kauen und bergen daher ein hohes Verschluckungsrisiko. Kindertagespflegepersonen können dem entgegenwirken, beispielsweise durch eine ruhige Atmosphäre beim Essen und geeignete Darreichungsformen.

Ausführliche Informationen

(1) Die Besonderheiten U3 – Lebensmittelauswahl

Eigenständiges Essen und Trinken von Kindern unter drei Jahren erfordert unterstützende Begleitung durch die Kindertagespflegeperson. Kauen und Schlucken fester Nahrung will erst noch erlernt werden. Die Förderung der Kaumotorik trägt zur Sprachentwicklung bei, sodass die Ernährung einen wichtigen entwicklungsbezogenen Prozess des Aufwachsens darstellt. Intensives Kauen regt den Speichelfluss an, der wiederum die Verdauung der Nahrung anregt und das Kariesrisiko vermindert. Zeit und Ruhe sowie eine angenehme Essatmosphäre (siehe Essatmosphäre) sind dabei wichtig.

Manche Lebensmittel sind anfangs schwierig zu kauen, bergen ein hohes Verschluckungsrisiko oder bereiten andere Probleme. Dazu zählen:

(2) Kinderlebensmittel und Werbebotschaften

Fast alle Warengruppen weisen sogenannte Kinderlebensmittel auf, die mit bunten Aufdrucken, beliebten Comicfiguren oder ähnlichem besonders Kinder ansprechen sollen. Sie suggerieren Kindern, dass gewöhnliche Lebensmittel nicht für sie geeignet sind (Dilemma-Situation). Erziehungsberechtigte werden mit Werbeaussagen gelockt, die zum Beispiel einen besonderen Vitamingehalt hervorheben. Für eine ausgewogene Ernährung sind Kinderlebensmittel überflüssig. Häufig sind viel Zucker, Fett und Salz enthalten – teilweise mehr als in vergleichbaren Produkten, die nicht gesondert an Kinder adressiert sind. Preislich liegen diese Lebensmittel oft höher und verursachen mehr Abfall. Kindertagespflegepersonen können Erziehungsberechtigten erläutern, warum das Mitbringen von Kinderlebensmitteln unerwünscht ist (siehe Essen mitbringen).

(3) Die Besonderheiten U1 – Milchnahrung und Beikost

Muttermilch | Muttermilch ist in den ersten Lebensmonaten Essen und Trinken zugleich und mit ihren Nährstoffen optimal auf die Bedürfnisse und die Entwicklung von Säuglingen abgestimmt. Abgesehen von Nährstoffen liefert Muttermilch auch Stoffe, die Wachstum, Immunsystem und Reifung fördern. Dazu zählen zum Beispiel besondere Kohlenhydrate, wie die sogenannten Humanmilch-Oligosaccharide. Sie werden vom kindlichen Darm nicht verdaut und begünstigen zum Beispiel das Wachstum spezieller Darmbakterien. Gestillte Kinder haben im Vergleich zu nicht gestillten Kindern ein geringeres Risiko für Übergewicht, Durchfallerkrankungen und Mittelohrentzündungen. Die Gabe von Muttermilch sollte auch während der Betreuungszeit des Kindes in der Kindertagespflege ermöglicht werden (siehe Essen mitbringen).

Säuglingsanfangsnahrung | Wird nicht oder nicht ausschließlich in den ersten Lebensmonaten gestillt, sollte industriell hergestellte Säuglingsanfangsnahrung (Pre- oder 1-Nahrung) angeboten werden. Sie ist für das ganze erste Lebensjahr geeignet.

  • Pre-Nahrung enthält wie Muttermilch als einziges Kohlenhydrat nur den Milchzucker Laktose.
  • Die Säuglingsnahrung 1 sättigt aufgrund von zusätzlich enthaltener Stärke mehr und kann zudem das Kohlenhydrat Maltose enthalten.
  • Weitere angebotene Folge- bzw. Kindermilchen werden nicht benötigt. Sie werden mit mehr Zucker hergestellt, obwohl sich Säuglinge weder an einen stark süßen Geschmack gewöhnen, noch durch die Folgemilch einem erhöhten Kariesrisiko ausgesetzt sein sollen. Bei Wunsch sollte Folgemilch frühestens mit Einführung der Beikost eingesetzt werden.

Bei einem erhöhten Allergierisiko eines Kindes wird Muttermilch innerhalb des ersten Lebenshalbjahres sowie begleitend zur Beikost empfohlen. Laut aktueller Handlungsempfehlungen hat keine derzeit erhältliche hypoallergene Säuglingsnahrung, sogenannte HA-Nahrung, eine vorbeugende Wirkung auf die Allergieentwicklung, sodass keine eindeutige Empfehlung für oder gegen diese Produkte ausgesprochen wird; Erziehungsberechtigte können Säuglingsanfangsnahrung frei wählen. Liegt bei einem nicht gestillten Säugling bereits eine Allergie vor, werden von der Kinderärztin/ dem Kinderarzt Spezialnahrungen verschrieben.

Zubereitung | Unbedingt zu befolgen sind die Angaben des Herstellers zur Zubereitung von Säuglingsanfangsnahrungen. Eine Unterdosierung kann beim Säugling zu einem Nährstoffmangel führen. Eine Überdosierung kann Organe wie die Nieren überlasten bzw. kann eine zu hohe Energie- und Eiweißaufnahme das Risiko für Übergewicht steigern.

Milchnahrungen bieten Bakterien und Keimen einen idealen Nährboden; daher wird die stets frische Zubereitung und die Entsorgung von Resten empfohlen. Zum Anrühren von Säuglingsnahrung kann frisch abgelaufenes Trinkwasser (= Leitungswasser) oder für Säuglinge geeignetes Mineralwasser verwendet werden.

Beikost | Breie selber kochen | Etwa nach dem ersten halben Lebensjahr steigt der Energiebedarf des Säuglings; zur alleinigen Versorgung mit Eisen, Kalzium und weiteren Nährstoffen reichen Muttermilch und Säuglingsnahrungen nicht länger aus. Die Beikost wird eingeführt – frühestens ab dem 5. und spätestens mit Beginn des 7. Lebensmonats.

 

Folgender Orientierungsplan (modifiziert nach Verbraucherzentrale Hamburg) hat sich bewährt:

Damit Kinder den natürlichen Geschmack einzelner Lebensmittel kennenlernen, sollten Breie ohne Salz bzw. Gewürze auskommen und vorzugsweise aus einer einzigen Gemüsesorte bestehen. Kinder langsam und schrittweise an neue Lebensmittel zu gewöhnen, erleichtert das Erkennen möglicher Unverträglichkeiten (siehe Herausforderungen). Die in der Beikost vorgesehenen Breie können selbst zubereitet oder fertig gekauft werden. Selbst zubereitete Breimahlzeiten (Grundrezepte) haben den Vorteil, dass die Zutaten genau bekannt sind und auf Frische und Qualität geachtet werden kann. Rezepte bietet zum Beispiel das Netzwerk Gesund ins Leben an.

Industrielle Breie | Das Angebot an fertigen Breien aus Gläschen spricht oft die Vorlieben von Erwachsenen an. Kinder benötigen keine aufwendigen Speisen mit vielen Komponenten: Aromen, Salz, Gewürze, Zucker und andere Süßungsmittel sowie Nüsse sollten kein Bestandteil von Breinahrungen sein. Kindertagespflegepersonen können sich beim Einkauf an den Zutaten in Rezepten zur Selbstherstellung orientieren. Der Fettgehalt pro Gläschen sollte bei etwa 10 Gramm liegen. Ist zu wenig enthalten, sollte ein Teelöffel Öl ergänzt werden.

(4) Baby-led weaning

Bei Baby-led weaning (BLW) wählen Säuglinge selbstständig mundgerechte Lebensmittelstücke aus und werden nicht von Eltern mit Beikost gefüttert. Die als Fingerfood in Frage kommenden Lebensmittel haben häufig eine geringe Energiedichte, sodass die durch BLW aufgenommenen Mengen an Energie und Nährstoffen nicht zur Bedarfsdeckung der Säuglinge ausreichen. Bislang fehlen Studienergebnisse, die die Unbedenklichkeit von BLW belegen, sodass es nicht als ausschließliche Kost im Übergang an den Familientisch empfohlen wird. Es spricht jedoch nichts dagegen, Kindern eine Kombination aus Breimahlzeiten und geeigneten Lebensmittelstücken anzubieten.

Stand: 11/2024

Quellen