Kompetenzen

Übersicht

Der Esstisch ist ein idealer Ort für Lerngelegenheiten. Denn während der täglichen außerfamiliären Betreuung von Kindern wird viel Zeit zur Einstimmung auf Mahlzeiten verwendet. Durch aktive Beteiligung lernen bzw. bauen Kinder dort von klein auf ihre Kompetenzen aus. Für jeden Bildungsbereich im Elementarbereich kann ein Bezug zur Ernährung hergestellt und die kindlichen Bestrebungen des Selbstlernens im Umgang mit Essen und Trinken entwicklungsentsprechend aufgegriffen werden. Individuelle Entwicklungsprozesse lassen sich durch Beobachten und Dokumentieren sichtbar machen und Kinder durch den zielgerichteten Blick noch stärken- und ressourcenorientierter fördern.

Auf einen Blick

  • Dem Essalltag wohnen zahlreiche Bildungsmomente inne, mit denen alle Bildungsbereiche der länderspezifischen Bildungspläne aufgegriffen werden können.
  • Am Lernort Mahlzeit lässt sich das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl von Kindern stärken.
  • Beobachten und Dokumentieren im Essalltag ist ein wertvolles Instrument der Momentaufnahme aus der Praxis und macht die Qualität pädagogischer Arbeit in der Kindertagespflegestelle sichtbar.

Im Gespräch mit Kindertagespflegepersonen

Aufgrund mehrstündiger Aufenthalte in der Kindertagesbetreuung unter der Woche sind Kindertagespflegepersonen gefragt, sich des Themas Ernährungs- bzw. Alltagsbildung der Kinder anzunehmen. Sie können damit den Auftrag zum Beobachten und Dokumentieren kindlicher Entwicklungsprozesse verbinden und deutlich machen.

Im Gespräch mit Erziehungsberechtigten

Der Auftrag der Kindertagebetreuung zum Erziehen, Bilden und Betreuen ist gesetzlich verankert. Erziehungsberechtigte können darauf vertrauen, dass ihre Kinder durch verlässliche Vorbilder auch kompetent durch den Essalltag begleitet werden und ihnen entsprechend ihres eigenen Lerntempos und Entwicklungsstandes Impulse und Anregungen zur Entwicklung eigener Ernährungs- bzw. Alltagskompetenzen geboten werden. Gezieltes Beobachten und Dokumentieren durch die Kindertagespflegeperson macht Entwicklungsprozesse des betreuten Kindes sichtbar; im Familienalltag kann daran angeknüpft werden.

Ausführliche Informationen

(1) Wann kann ein Kind was?

Alltags- und Ernährungskompetenzen | Welche differenzierten Fähigkeiten und Kompetenzen können entlang aller Bildungsbereiche bei Kindern im Elementarbereich beobachtet werden? Nachfolgende Orientierungstabelle zeigt, welche möglichen Entwicklungsschritte bzw. -veränderungen Kinder in unterschiedlichen Altersstufen durchlaufen und welche Fähig- und Fertigkeiten sie zwischen dem 1. und 6. Lebensjahr entwickeln. Hier sollten alltagsintegrierte Lernimpulse (siehe Bildungsanlass) von Kindertagespflegepersonen ansetzen.

(2) Beobachten und Dokumentieren am Lernort Mahlzeit

Entwicklungsdokumentation | Kinder sollen nicht nur alters- und entwicklungsangemessen gefördert werden, sondern ihre Entwicklungsphasen bzw. Selbstlernprozesse, ihr Wunsch nach Mit- und Selbstbestimmung (siehe Selbstbestimmung), zugleich durch betreuende Bezugspersonen in festem Turnus beobachtet, reflektiert und dokumentiert werden. Als verpflichtendes Instrument der Bildungsbegleitung verfolgt das Beobachten nebst dessen Dokumentation die Absicht, Kinder beispielsweise im Essalltag gezielt in den Fokus zu rücken und ihre individuellen Lernfortschritte und -wege sichtbar zu machen. Daher ist es sinnvoll, Erziehungsberechtigte bereits im Rahmen des Erstgesprächs über das Verfahren zu informieren, das der Dokumentation in der Kindertagespflegestelle zugrunde liegt.

Der Blick auf das Kind orientiert sich an dessen Stärken und Ressourcen und ermöglicht somit eine neue Sichtweise auf das Kind als Konstrukteur seines Lernens, Wissens und Könnens. Zudem erweitert er das Verständnis der Kindertagespflegeperson für die Besonderheiten, Verhaltensweisen und das Erleben des Kindes. Daran kann sie anknüpfen, neue Lernanreize und -impulse setzen und Kinder ihre Fähigkeiten und Kompetenzen trainieren, ausweiten und festigen lassen.

Vorlagen zur Dokumentation von Ernährungs- und Alltagskompetenzen | Angepasste Vorlagen erleichtern Kindertagespflegepersonen das Beobachten und Dokumentieren betreuter Kinder entlang des Essalltags. Mit den beiden Bäumen der EssKenntnis für die Altersklassen 1 bis unter 3 Jahre sowie ab 3 Jahren bis unter 6 Jahre bieten sich zum Beispiel geeignete Werkzeuge, um das Erreichen von Bildungszielen kindgerecht abzubilden. Das Ausfüllen der Vorlage von Zeit zu Zeit kann mit dem Kind gemeinsam oder für das Kind erfolgen und ist als Ergänzung der Portfolioarbeit gedacht. Beim jährlichen Entwicklungsgespräch mit den Erziehungsberechtigten (siehe Kommunikation) kann anhand dessen dargelegt werden, wie sich das Kind beim Essen im Vergleich zur letzten Beobachtung weiterentwickelt hat und an welchen Stellen es zukünftig gegebenenfalls unterstützt werden könnte.

  • Baum der EssKenntnis U3 – Vorlage zur Entwicklungsdokumentation von Ernährungskompetenzen bei Kindern unter 3 Jahren in der Kindertagespflege | Ergänzung des Portfolios
  • Baum der EssKenntnis Ü3 – Vorlage zur Entwicklungsdokumentation von Ernährungskompetenzen bei Kindern ab 3 Jahren | Ergänzung des Portfolios

Stand: 11/2024

Quellen

  • Bundesverband für Kindertagespflege (2022): Essen und Trinken in der Kindertagespflege – Ein Arbeitsbogen zur Selbstevaluation. Berlin
  • Heinis, M. (2022): Essen und Ernährung in der Kindertagespflege. Deutsches Jugendinstitut; zuletzt geprüft am 16.08.2024
  • Beller, S. (2020): Kuno Bellers Entwicklungstabelle 0–9. Eigenverlag, Berlin
  • Gräßer, M. und Hovermann, E. (2019): Portfolio, Lerngeschichten & Co. – Entwicklungsschritte von Kita-Kindern erkennen, sichtbar machen und dokumentieren. Klett Kita GmbH, Stuttgart
  • Bensel, J. und Haug-Schnabel, G. (2016): Kinder beobachten und ihre Entwicklung dokumentieren. Kindergarten heute. Verlag Herder, Freiburg 
  • Bundesministerium der Justiz: Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII) – Kinder und Jugendhilft; zuletzt geprüft am 16.08.2024
  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Ernährungsbildung; zuletzt geprüft am 16.08.2024