Essalltag

Übersicht

Ist die Verpflegung im pädagogischen Konzept verankert, dient dies der Transparenz und zeigt, wie Essen und Trinken in der Kindertagespflegestelle „gelebt“ werden. Wie der Essalltag gestaltet wird, kann in Aufnahme-/ Kennenlerngesprächen thematisiert werden, und ein Verpflegungsleitbild bietet dabei einen roten Faden.

Auf einen Blick

  • Das Mahlzeitenangebot in der Kindertagespflegestelle folgt aktuellen Empfehlungen für eine gesundheitsfördernde und nachhaltige Verpflegung. Wichtige Eckpfeiler sind dabei eine entsprechende Lebensmittelauswahl und Lebensmittelqualität.
  • Das Frühstück ist wichtiger Bestandteil der täglichen Nährstoffversorgung und kann auf unterschiedliche Weise während der Betreuungszeit angeboten werden. Bringen Erziehungsberechtigte Lebensmittel/ Speisen mit, sind Hygieneaspekte zu berücksichtigen.
  • Eine vielseitige Lebensmittelauswahl trainiert die Mundmotorik sowie die Muskulatur und fördert die Sprach- und Sprechentwicklung eines Kindes.
  • Zahnpflege ist ab dem ersten Zahn notwendig; zu ihr gehört auch das Kauen fester Lebensmittel.
  • Ernährungsbildung rund um den Esstisch fördert Kompetenzen in ganz verschiedenen Lern- und Lebensbereichen und eignet sich zur Entwicklungsförderung von Kindern.

Im Gespräch mit Kindertagespflegepersonen

Wie die Verpflegungssituation während der Betreuungszeit gestaltet wird, sollte im pädagogischen Konzept jeder Kindertagespflegestelle verankert sein. Der Umgang mit Essen und Trinken wird dadurch transparent und nachvollziehbar. Kindertagespflegepersonen sollten ihr Vorgehen begründen können – dafür gibt es vielfältige Argumente, wie eine qualitativ hochwertige Lebensmittelauswahl, die Förderung der Sprach- und Sprechentwicklung sowie die umfassende Förderung verschiedener Lebens- und Alltagskompetenzen mittels Ernährungsbildung.

Ausführliche Informationen

Die Ausgestaltung des Essalltags und eines Verpflegungskonzeptes sind vielfältig. In diesem Kapitel werden mehrere Aspekte aufgezeigt und erläutert, die als Argumentationshilfen für das Konzept gegenüber Erziehungsberechtigten herangezogen werden können. Gleichzeitig bieten andere und hier nicht explizit genannte Kapitel Empfehlungen, Informationen und Begründungen für eine kindgerechte Verpflegung. Ein verschriftlichter Umgang mit Essen und Trinken stärkt und schärft die professionelle Haltung der Kindertagespflegeperson und schafft neben Transparenz auch Sicherheit, Verlässlichkeit und damit eine Basis, auf der eine optimale Verpflegung aller Betreuungskinder möglich ist. Erziehungsberechtigte darüber zu informieren, aufzuklären und mitzunehmen, ist auf verschiedenen Kommunikationswegen ratsam und denkbar (siehe Kommunikation).

(1) Verpflegungsgestaltung

Ein ansprechendes und kindgerechtes Speisenangebot im pädagogischen Konzept zu verankern (siehe Verpflegungskonzept), kann ein Aushängeschild für eine Kindertagespflegestelle sein. Voraussetzungen für ein solches Verpflegungskonzept sind gesundheitsfördernde und nachhaltige Mahlzeiten (siehe Lebensmittelgruppen), die aus qualitativ hochwertigen Lebensmitteln möglichst frisch zubereitet werden (siehe Speiseplanung). Kindertagespflegepersonen sollten ihr Verpflegungskonzept gegenüber Erziehungsberechtigten, der Fachberatung und dem Jugendamt begründen können und es stets nach aktuellen Entwicklungen und Erkenntnissen weiterentwickeln, beziehungsweise anpassen.

Organisation des Frühstücks | Das gemeinsame Frühstück der Kinder ist in den meisten Kindertagespflegestellen ein tägliches Ritual. Bietet die Kindertagespflegeperson selbst kein Frühstück an, können Erziehungsberechtigte dem Kind beispielsweise eine Brotdose mitgeben. Es besteht aber auch die Möglichkeit, reihum das Frühstück (oder einzelne Lebensmittel) für die ganze Kindergruppe mitbringen zu lassen. In jedem Fall ist eine konkrete Absprache hinsichtlich geeigneter Lebensmittel zwischen allen Beteiligten empfehlenswert und über Hygienemaßnahmen aufzuklären (siehe Essen mitbringen).

(2) Zahngesundheit von unter Dreijährigen

Bereits die Milchzähne sind wichtig für die Entwicklung des Kindes hinsichtlich der Ernährung und der Sprachbildung. Etwa im Alter von zweieinhalb Jahren brechen die letzten Backenzähne durch, und Kinder sind mit ihrem Milchgebiss in der Lage, fast alle Lebensmittel zu kauen. Manche bereiten jedoch noch Schwierigkeiten und gehen mit einem Verschluckungsrisiko einher (siehe Besonderheiten U3). 

Kauen | Harte Lebensmittel wie rohes Gemüse und Obst sowie Vollkornprodukte zu kauen fördert die gesunde Entwicklung des Ober- und Unterkiefers. Zugleich ist Kauen eine mechanische Reinigung der Zähne, die den Speichelfluss anregt. Der Speichel neutralisiert Säuren aus Essen und Getränken, härtet den Zahnschmelz und regeneriert ihn.

Zahngesunde Ernährung | Für ein gesundes Gebiss gilt es, eine stetige Umspülung der Zähne mit zuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränken, zum Beispiel beim „Dauernuckeln“, zu unterlassen und die Zähne regelmäßig gründlich zu putzen. Auch in der Kindertagespflegestelle kann das Zähneputzen nach dem Essen als Gruppenritual dazugehören und ganz selbstverständlich werden wie das Händewaschen.

Getränke sollten aus Bechern und Tassen (siehe Essatmosphäre) angeboten werden statt aus Saugflaschen und ähnlichem, sobald das Kind motorisch entsprechend entwickelt ist.

Quetschbeutel mit Fruchtpüree, Fruchtsaft(schorlen) und andere süße Getränke liefern Zucker; und auch in Joghurt, Obst, Zwieback und Ketchup ist beispielsweise Zucker enthalten. Essenspausen – besonders auch „Zuckerpausen“ in der Nacht – sind eine Erholungsphase für Zähne.

Sprach- und Sprechentwicklung | Das Sprechen erfordert dieselben Bewegungen, die ein Kind schon beim Saugen, Schlucken und Kauen ausführt. Unterschiedliche Konsistenzen des Essens fördern und trainieren die Muskulatur von Wangen, Lippen, Zunge und Rachen sowie den Schluckvorgang. Je nachdem, wie sehr die Koordination von Kiefer, Lippen, Zunge und Gaumensegel geübt wird, kann ein Kind die für die Bildung von Sprachlauten nötigen Bewegungen ausführen.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2023): DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Kitas. 6. Auflage, 2. korrigierter und aktualisierter Nachdruck. Bonn
  • Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (2022): Verpflegungskonzept für KiTas; zuletzt geprüft am 16.08.2024
  • Berg, B. et al. (2021): Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter. Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben. Monatsschrift Kinderheilkunde, Springer Medizin; zuletzt geprüft am 16.08.2024 
  • Aktion Zahnfreundlich und Bundeszahnärztekammer (2019): Milchzähne. Gesund vom ersten Zähnchen an. Berlin
  • Müller, D. (2019): Gesund im Mund. Zahngesundheit von Babys und Kleinkindern. Zeitschrift für Tagesmütter und Tagesväter. Ausgabe 4, S. 12–13. Klett Kita GmbH, Stuttgart 
  • Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg. | (2018): Orientierungsplan für Bildung und Erziehung. Gesamtausgabe; zuletzt geprüft am 16.08.2024
  • Deutscher Bundesverband für Logopädie: Sprechentwicklung | Schluckentwicklung; zuletzt geprüft am 16.08.2024
  • Vernetzungsstelle Kitaverpflegung Niedersachsen: Entwicklungsdokumentation; zuletzt geprüft am 16.08.2024